Der Funke
*Zu später Stund als sich der Tag dem Abend neigt, nagelt ein südländisch angehauchter Mann auf dem Deck des Hauptschiffes ein Pamphlet an den Mast*
Höret her oh müde Wanderer, oh geplagte Seelen die ihr dem Schicksal von der Schippe sprangt
Vieles haben wir binnen der letzten Wochen erdulden und durchstehen müssen. Mal um Mal wurde unsere Geduld und unsere Belastbarkeit durch Widrigkeiten auf die Probe gestellt. Wieder und wieder brachen die Wellen der Ungewissheit und der schieren Hoffnungslosigkeit an uns - doch wir blieben
einem Felsen in der schaumigen Brandung des Meeres gleich standhaft. So vieles haben wir entbehren müssen. Unser geliebte Heimat, treue und lieb gewonnene Freunde, unser Haus und Hof, Hab und Gut- schier alles ward uns aus den Händen entrissen.
Doch gaben wir es bereitwillig her, wir müden Wanderer und geplagten Seelen, für das höchste aller Güter - unsere Freiheit, unser Funken Hoffnung.
Der Funke Hoffnung der in jedem von Euch inne wohnt - lasset ihn nicht erlöschen. Lasset ihn nicht erlöschen, egal wieviele Sturmfluten an Regen auf euch herniederrinnen mögen - denn aus jenen Funken die Euch einzeln inne wohnen, wird in der Gemeinschaft eine Feuersbrunst erwachsen.
Ein Sturm der Flammen der es vermag allen Widrigkeiten zu trotzen. Ein Sturm der Flammen der es vermag auch im düstersten Zwielicht einen Schein der Hoffnung zu spenden.
Ein Sturm der Flammen, der dem Schatten über den Landen Aegorins in der finstersten Stunde die Stirn bot und siegreich im gleißend Schein der Sonne den Weg in eine neue Welt antrat - Auf das wir niemals unsere gemeinsamen Wurzeln vergessen.
So blicken wir heute frohen Mutes - entfacht durch Hoffnungsfunken - auf unsere Zukunft fern der Horizonte. Die Ängste und Sorgen der letzten Wochen reingewaschen durch die kühle Meeresbriese.
Auf das wir einst aufs neue finden was wir für immer verloren gedachten. Unser Hab und Gut,unser Haus und Hof, unsere treuen lieb gewonnenen Freunde und am Schluss unsere neue Heimat.
Auf das Aegorin sich einst zu neuem Glanze - gleich dem Phönix emporgewachsen aus nichts denn Glut und Asche - empor zur Sonne schwinge.
So kehre ein, oh müder Wanderer und geplagte Seele. Auf das wir uns einen neuen sicheren Hafen in den unsteten Fahrwassern der neuen Welt errichten mögen.
Ein sicherer Hafen gewidmet all jenen, die sich nach all der Zeit der Entbehrung nach Müßiggang und Freuden sehnen.
Labe dich am warmen Kaminfeuer der Gastfreundschaft, lege hoch die müden Füße - denn du hast es dir verdient.
Unsere Zeit wird kommen - unser Bestreben währe fort.
Und so bitte ich dich oh Wanderer: Spende auch du deinen Funken auf den Zunder auf das eine neue Flamme entbrenne - die neue Welt und auch Sérria wird erneut aus Glut und Asche zu altem Glanze erstrahlen.
gez. Don Valentino Cortéz de Sérria
gez. Otto Gottlieb Seidel
gez. Vasko Aschhaupt
- Die Sérria-Kompanie -
*Nachmittags des ersten Tages nach der Ankunft in Elandar, tritt ein alter Mann erneut an Deck des Schiffes. Eigentlich gekommen, um weitere Wertsachen aus seiner Kajüte zu holen, erblickt er das Pamphlet am Schiffsmast und ohne lange zu zögern, reißt er das Schriftstück ab, um es nach seiner Rückkehr in die Reichshauptstadt dort an das schwarze Brett zu hängen*
Das Licht am Ende des Tunnels könnte auch ein Zug sein.