Der Aschebote [Ausgabe 7 von ???]
Der Aschebote
Zeiten des Umbruchs: Der Aschebote und die Kunst der Wahrheit
[Ausgabe 7 von ???]
*Auf dem Deckblatt doch eine detailreiche Zeichnung zu erkennen: so entdeckt man ein Abbild der Heimat des Aschebotens; ein Waggon am Rande eines Waldes, in den Ästen sind Girlanden in schwarz und Violett. Der Himmel doch dunkel und von Blitzen durchzogen; prangert aber in der Mitte des Bildes ein Wappen; jenes doch deutet eine silberne, filigrane Blüte an, mit dunklen Aktenzen. Fährt man über das Deckblatt lässt sich direkt eines erkennen; es ist ein Imprägniertes Wachssiegel. Das Wappen des Aschebotens*
Werte Leserschaft,
ein wilder Sturm fegt durch unsere Lande. Nicht nur im Norden brodelt das Unheil, auch in jedem Flecken erhebt sich Aufruhr - eine herrliche Zeit, nicht wahr?
Heute jedoch, werte Leser, rufen wir zu einer neuen Mission auf. Der Autor verspürt eine nostalgische Sehnsucht, die uns zurück zu unseren Wurzeln führt.
Die Bewohner sind in Aufruhr. Die Fronten zwischen Norden und Süden spannen sich an, und es kursieren Gerüchte über einen bevorstehenden Zeitungskrieg - ein süffisantes Wort, das man sich genüsslich auf der Zunge zergehen lassen sollte.
Unser scheinbar ehrenwerter Mitstreiter, der Grünfederkurier, ruft zu einer Demonstration auf. Der Aschebote, entzückt von dieser Idee, hat beschlossen, das Ziel dieser Wanderung prächtig zu schmücken. Girlanden hängen von den Bäumen, Plätze wurden hergerichtet, an denen man sich treffen kann.
Kaum zu glauben, doch der Aschebote sorgt auch für Verpflegung! Speis und Trank werden den tapferen Wanderern dieser Lande bereitgestellt.
Ein besonderer Höhepunkt erwartet euch, werte Leser: Eine kleine, aber feine Auktion wird stattfinden, exklusiv für die treuen Leser des Ascheboten. Hier werden einzigartige Artefakte unseres Blattes versteigert.
Doch damit endet unser neuester Artikel nicht. Vermutlich fragt ihr euch bereits, welches Opfer wir uns als nächstes ausgesucht haben. Nun, wir haben keines ausgewählt. Warum?
Wir wollen aufräumen und unseren Titel als meistgelesenes Blatt verteidigen. Und grämt euch nicht, dies zu leugnen – selbst wenn ihr keine Freunde des Ascheboten seid, könnt ihr eure Neugier kaum unterdrücken.
Durch die Gassen hallt Verschiedenes: Der Aschebote sei der Wahrheitsbringer, ein Hetz- und Klatschblatt. Die letzte Ausgabe wurde von einigen Lesern als Affront empfunden. Doch warum? Haben wir doch nichts anderes getan, als bisher – nur haben wir unsere Beleidigungen in direktes Wort gekleidet. Ironisch, dass man dies als Skandal auffasst, während die indirekten Umschreibungen zuvor akzeptiert wurden. Direkte und ehrliche Worte scheinen selten Zuspruch zu finden.
Doch genau deshalb entstand der Aschebote: Wir wollen die Wahrheit ans Licht bringen, jene Worte aussprechen, die in den Köpfen vieler schlummern, die es aber nicht wagen, sie auszusprechen.
Diese Lande zwingen einen jeden von uns, die Lippen verschlossen zu halten. Nur wenige stemmen sich dagegen. Der Aschebote sieht sich als Stimme derer, die sich nicht trauen, ihre eigene zu erheben.
Mögen uns manche als Skandalblatt schmähen, doch wir geloben mit Hand aufs Herz: Der Aschebote enthüllt, was andere verschweigen. Unsere Gefährten mögen mit ihrer Kunst die Welt verzieren und uns in den Glauben wiegen, alles sei in bester Ordnung. Doch plötzlich erhebt der Norden das Banner der Rebellion. Wundersam, nicht wahr? Wenn doch alles so geordnet ist in diesen Landen – warum verspürt der Norden dann den Drang, sich zu erheben? Gewiss, nicht jeder treue Leser des Ascheboten wird unsere Botschaft sogleich erfassen, doch wir ermahnen euch: Lauscht genau. Blickt umher – erblickt die Machtstrukturen, in denen so vieles im Argen liegt. Die Geschichte wiederholt sich unaufhörlich; Regime stürzen, unzählige verlieren ihr Leben, und am Ende? Am Ende wiederholen wir dieselben Fehler. Die Zeit ist gekommen, um etwas wahrhaftig zu verändern. Lasst euch nicht länger von der Floskel „Alles ist in bester Ordnung“ täuschen.
So fragt der Aschebote euch direkt, werte Leser: Ist es nicht etwas Schönes, ein Blatt zu haben, das sich traut, extreme Worte an jene zu richten, die den roten Faden des Lebens verloren haben?
Unsere Artikel sind nicht nur Worte auf Papier, sie sind Ruf und Echo der wahren Empfindungen dieser Lande. Während andere Blätter sich in wohlklingenden Phrasen verlieren, dringt der Aschebote in die Tiefen der Wesens Seele vor und fördert zutage, was viele nicht einmal zu denken wagen.
Unsere Gegner mögen uns verachten, doch es ist ihre eigene Furcht, die sie antreibt. Sie fürchten die Macht der Worte, die Klarheit der Gedanken, die Unbeugsamkeit unseres Geistes. Der Aschebote wird nicht schweigen, wird nicht nachgeben. Wir werden weiterhin die Fackel der Rebellion tragen, den Schatten des Schweigens vertreiben und das Licht der Wahrheit verbreiten. Wir sind kein willfähriges Werkzeug der Mächtigen, sondern ein Bollwerk der Wahrheit, ein Schild der Gerechtigkeit.
Die kommenden Tage werden spannend, werte Leser. Bleibt uns treu, steht uns bei, und gemeinsam werden wir die stürmischen Zeiten überstehen. Der Aschebote wird euch nicht im Stich lassen, so wie ihr uns nicht im Stich lasst.
Auf das unsere Feder stets scharf und unser Geist stets wachsam bleibt.
Und vergesst die Kleiderregel des Grünfederkuriers, werte Leser! Wir, der Aschebote, möchten, dass unsere Leser brillieren.
Versteckt etwas Schwarzes und Violettes in eurer Kleidung, falls ihr es nicht offen zeigen wollt, dass ihr zum Ascheboten gehört. Jene, die sich trauen, mögen sich vollständig in diesen Farben kleiden. Der Aschebote wird es sehen. Wir werden euch sehen.
Ist es nicht eine Ironie, dass der Grünfederkurier sich erlaubt, uns, den Ascheboten – jene, die nichts als die Wahrheit ans Licht bringen – zu diffamieren und die Leser in den Schmutz zu ziehen? Eine Peinlichkeit und Dreistigkeit, unschuldige Menschen aufzurufen, etwas zu tragen, das andere dazu ermuntern könnte, auf sie einzuprügeln. Wir wissen alle, dass die Wesen dieser Lande nicht immer alle Tassen im Schrank haben. All die Leser des Ascheboten sind stark – mutig, dass sie sich anderen Gedanken hingeben, die von der Normalität abweichen. Die Leser des Aschebotens sind die wahren Helden.
So lasset uns nur noch eines sagen: Hebt die Gläser am 26ten des Monats, darauf das wir die Wahrheit ans Licht bringen!
Möge der Aschebote Licht in die Dunkelheit bringen!