Charakterblatt - Thalanor von Morlithai
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Name: Thalanor von Morlithai
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Rasse: Waldelf
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Alter: 110 Jahre sieht aus wie ca. Anfang 30
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Geschlecht: Männlich
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Herkunft: Haus Morlithai – ein altes, adliges Waldelfengeschlecht, aus fernen Ländern
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Wohnort: Mornloth – elfische Stadt im Aufbau
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Berufung: Gründer & Hüter von Mornloth, Jäger
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Haarfarbe: Braun, naturfarben
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Augenfarbe: Tiefblau, aufmerksam und wach
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Kleidung: Dunkelgrüner Umhang, braune Lederverstärkungen, roter Stoffstreifen als Schwurzeichen
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Besondere Merkmale: Elfenohren, ruhige Autorität, Haltung eines Kriegers und Denkers
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Charakterzüge:
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Würdevoll, gerecht, bedacht
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Empathisch gegenüber Schwachen, hart gegenüber Tyrannen
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Führt mit leiser Stimme – und tiefer Überzeugung
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Stärken:
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Hohe moralische Standfestigkeit
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Gabe zur Völkerverständigung
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Kenntnis über Flora, Fauna und alte Pfade
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Schwächen:
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Neigt zu Alleingängen
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Innerlich zerrissen zwischen Adelserbe und Wunsch nach Gleichheit
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Trägt Schuldgefühle wegen seiner überlebten Herkunft
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Inmitten des uralten Waldes Nimrandor, wo das Licht in goldenen Strahlen durch das moosverhangene Blätterdach fiel, wurde Thalanor von Morlithai geboren – als Erstgeborener eines der edelsten Häuser der waldelfischen Völker. Die Luft war erfüllt vom Gesang unsichtbarer Vögel, das Erdreich weich vom ewigen Kreislauf des Lebens, und das Rauschen der Bäume sprach wie eine Sprache, die nur jene verstanden, die im Einklang mit der Natur lebten.
Das Haus von Morlithai war alt – nicht im Sinne bloßer Jahreszahlen, sondern alt im Gedächtnis des Waldes. Seine Wurzeln reichten tief, nicht nur in die Geschichte der Elfen, sondern auch in das Gewebe der Natur selbst. Die von Morlithai waren keine Kriegsherren, sondern Wächter. Sie bewahrten die Pfade der Ahnen, die Urquellen, die den Wald durchzogen, und hielten alte Eide mit den Geistern des Waldes aufrecht.
Thalanors Vater, Vaelrion von Morlithai, war Hochsprecher der Grünen Versammlung – ein Mann mit dem stillen Gewicht tiefer Weisheit. Er sprach selten, doch wenn er es tat, verstummten selbst die Tiere. Man sagte, er könne an den Wipfeln der Bäume erkennen, ob der Winter hart oder sanft sein würde. Seine Entscheidungen waren überlegt, seine Gerechtigkeit unbestechlich.
Seine Mutter, Sylvariel, war eine Waldseherin aus dem Nebelhain im Süden. Sie lehrte Thalanor nicht nur das Heilen mit Kräutern und das Spüren von Wetterwandel, sondern auch Geduld, Zuhören – und das stille Verständnis, dass jedes Wesen seinen Platz hat, selbst der Dorn an der Rose.
Thalanors Kindheit war geprägt von Licht und Lied. Er lernte früh, auf Wurzeln zu treten, ohne sie zu stören, dem Wind zu folgen, wenn er seinen Weg verlor, und dem Wasser zuzuhören, wenn es mit den Steinen sprach. Sein erster Bogen wurde aus dem Holz eines Baumes gefertigt, der ihm einst Schatten geschenkt hatte. Seine ersten Worte waren Elfenrunen, seine Träume gefüllt mit Geschichten aus einer Zeit, als der Wald noch jung war.
Doch selbst in dieser Harmonie webte sich ein dunkler Faden. Zwischen den großen Häusern der Elfen – insbesondere zwischen dem Haus von Morlithai und dem stolzen Haus Elarion – wuchs ein kaum sichtbares Spannungsfeld. Elarion, einst Verbündete, strebten nach Ordnung, Struktur und Kontrolle – Tugenden, die sie bald über die Natur selbst stellen wollten. Sie hielten die von Morlithai für rückständig, zu sanft, zu sehr den Launen des Waldes unterworfen.
Thalanor spürte davon wenig. Für ihn war das Leben voller Versprechen. Er kannte noch keine Feinde, nur die Wurmkäfer unter den Steinen, keine Lügen, nur Rätsel in alten Liedern.
Doch der Wald – der Wald wusste es besser. Und irgendwo, tief unter seinen Füßen, begannen die ersten Wurzeln zu faulen.
…Doch der Wald – der Wald wusste es besser. Und irgendwo, tief unter seinen Füßen, begannen die ersten Wurzeln zu faulen.
Es begann mit Schweigen. Nicht dem friedlichen Schweigen des Morgens, sondern dem dichten, schweren Schweigen vor einem Sturm. Das Flüstern der Blätter klang angespannter, das Licht verlor seine Wärme, selbst das Wasser der Bäche schien langsamer zu fließen. Vaelrion von Morlithai spürte es, sprach jedoch nicht darüber. Vielleicht hoffte er, dass die alten Eide noch genug hielten. Vielleicht wusste er bereits, dass die Zeit der Harmonie zu Ende ging.
Das Haus Elarion, einst Verbündete im Rat des Waldes, hatte sich gewandelt. Wo früher Demut war, wuchs Ehrgeiz. Wo früher Einsicht herrschte, wuchs der Hunger nach Einfluss. In ihren Hallen redeten sie nicht mehr vom Gleichgewicht – sie sprachen von Führung, von Ordnung, von einer Welt, die nicht mehr der Natur diene, sondern ihr Gesetz aufzwinge. Und immer häufiger fielen die Worte: „Die Morlithai stehen im Weg.“
Thalanor wusste nichts davon. Für ihn war die Welt noch heil, als das Mondsängerfest nahte – ein uraltes Fest, bei dem die Häuser ihre Einigkeit besangen, bei dem der Wald selbst zu lauschen schien. Thalanor, 54 Jahre alt, sprach in jener Nacht zum ersten Mal öffentlich: ein schlichtes Lied über Wurzeln und Wind, über Vertrauen, das tiefer reicht als Stein. Seine Stimme zitterte vor Aufregung. Viele lächelten.
Während Thalanor sang, fielen seine Ahnen.
Zeitgleich stiegen aus den Nebeln maskierte Krieger auf – sie kannten die Pfade, sie kannten die Schwächen der Halle von Morlithai. Sie kamen mit vergifteten Klingen, mit Runen der Stille, mit kaltem, berechnendem Zorn. Die Wächter der Quellen starben zuerst. Die alten Bücher wurden verbrannt, die heiligen Hainen entweiht. Vaelrion kämpfte, wie nur jemand kämpft, der keine Hoffnung auf Rettung, aber jede Pflicht zum Widerstand kennt. Sylvariel stand an seiner Seite, bis der letzte Zauber versiegte. Sie starben nicht laut. Sie starben mit Würde.
Thalanor erfuhr es nicht in Worten. Als der Gesang verklang und das Fest endete, spürte er plötzlich eine Leere, wie ein Riss im Wurzelgeflecht seiner Seele. In der folgenden Nacht weckte ihn ein alter Jäger – Rhaem, der letzte Getreue –, legte ihm einen Umhang um, presste ihm ein Amulett seiner Mutter in die Hand und sprach nur: „Sie haben euch genommen. Lauf.“
Er lief. Ohne Ziel, ohne Verstand, nur mit Tränen und kaltem Wind im Gesicht. Hinter ihm brannten die Hallen seiner Kindheit. Der Boden war noch warm vom Blut der Seinen.
Er schlief unter entwurzelten Bäumen, sprach wochenlang kein Wort. Kein Lied kam über seine Lippen. Kein Tier näherte sich ihm. Er war allein, und der Wald trauerte mit ihm.
So endete das Haus von Morlithai. So fiel eine Familie, die nichts als Frieden gewollt hatte, durch den Neid jener, die sich als auserwählt betrachteten. Und aus Thalanor, dem Kind mit dem Lied, wurde ein Wanderer im Schatten – der letzte seines Namens, getrieben nicht von Rache, sondern vom brennenden, ungeformten Wunsch: dass so etwas nie wieder geschehen dürfe.
Doch noch wusste er nicht, was aus dieser Glut einst werden würde. Noch wusste er nicht, dass in ihm etwas lebte, das stärker war als Schuld.
Noch war er nur ein Sohn.
Der Letzte. Und der Erste.
Der Wald hatte sich verändert. Dort, wo einst die Stimmen der Vögel den Morgen begrüßten, lag nun Stille. Nicht feindlich, sondern wachsam – als hielte der Wald den Atem an, in Trauer über das, was geschehen war. Thalanor bewegte sich durch diese Welt wie ein Schatten seines früheren Selbst. Der Junge, der Lieder sang und Bäume fragte, wie alt sie seien, war fort. Geblieben war ein Name, ein Amulett, ein brennender Schmerz in der Brust, der sich nie ganz legte.
Er mied die großen Pfade, sprach kein einziges Wort, wenn es sich vermeiden ließ. Die Sprache schien ihm fremd geworden, als hätte sie ihn im Moment seines Verlusts verlassen. Er lebte von Wurzeln, von Beeren, vom, was der Wald ihm noch gewährte – denn trotz allem erkannte die Natur ihn noch. Er war nicht Feind. Er war Teil. Wenn er nachts unter alten Eichen schlief, legten sich manchmal Tiere in seine Nähe. Nicht aus Zuneigung, sondern aus stiller Solidarität.
Jahre vergingen, ohne dass jemand seinen Namen aussprach. Die Welt bewegte sich weiter – doch Thalanor blieb stehen. Zeit verlor ihre Form. Er wuchs, wurde stärker, älter, schweigsamer. Die Erinnerung an seine Eltern, an das Leben davor, wurde nicht schwächer – aber stiller. Wie eine Wunde, die sich nicht mehr schließt, aber auch nicht mehr blutet.
Manchmal sah er Reiter am Horizont. Händler, Kundschafter, Patrouillen. Er versteckte sich immer. Vertrauen war etwas, das in jener Nacht gestorben war – zusammen mit den Letzten, die ihm etwas bedeutet hatten.
Er dachte nicht an Rache. Rache war laut, brennend, wild – er fühlte nichts davon. Nur Leere. Und eine leise Frage, die nie sprachlich wurde, aber immer da war: Warum ich?
Es war Brugg, der ihn fand. Ein alter Troll, grau wie Fels, mit einem Buckel aus Moos und Bartflechten, der in Höhlen lebte und mit Pilzen sprach. Brugg war kein Freund der Elfen – aber er erkannte in Thalanor keinen Elfen mehr. Er erkannte in ihm ein gebrochenes Wesen, das nicht starb, weil es nicht wusste, wie. Der Troll sprach zu ihm wie zu einem Stein: langsam, ruhig, ohne Erwartung auf Antwort. Und Thalanor, zum ersten Mal seit Jahren, hörte zu.
Brugg lehrte ihn zu erkennen, was lebt – nicht nur, was überlebt. Er zeigte ihm, dass auch Pilze singen, wenn man zuhört. Dass Verfall kein Ende ist, sondern eine Vorbereitung auf etwas Neues. Dass alles, was stirbt, Teil von etwas Größerem bleibt.
Und langsam – nicht wie ein Aufblühen, sondern wie ein Erwachen – begann Thalanor zu denken, dass auch er nicht nur das Ende war.
In einem alten Baumstumpf fand er eines Tages ein Eichhörnchennest – zerstört, verlassen, voller Asche. Er stand lange davor, dann baute er es neu. Einfach so. Niemand sah es, niemand dankte ihm. Aber als er am nächsten Tag wiederkam, war es bewohnt.
Er sprach noch immer selten. Doch in ihm wuchs ein neuer Gedanke. Kein Ziel, kein Plan – nur eine Ahnung: dass aus dieser Stille etwas wachsen konnte. Etwas, das nicht bloß ein Schatten war. Etwas, das der Name Morlithai wieder bedeuten konnte.
Nicht für Ruhm. Nicht für Macht.
Sondern weil es falsch war, im Dunkeln zu bleiben, wenn man Licht kannte.
Es vergingen viele Jahresringe im Holz der Welt, während Thalanor im Schatten lebte und lernte. Nicht mehr als Flüchtling, sondern als stiller Schüler der Erde. Und wie alles, was Wurzeln schlägt, kam auch in ihm der Moment, in dem das Verweilen zum Stillstand wurde – und das Schweigen zu schwer.
Brugg spürte es zuerst. Der alte Troll, der nie viel fragte, warf ihm eines Abends nur einen Blick zu, als sie schweigend an einem Pilzfeuer saßen. Ein Blick, so tief wie der Fels, aus dem er kam. „Du hörst es, nicht wahr?“, murmelte er, ohne aufzublicken. Thalanor antwortete nicht mit Worten – er sah nur in den Himmel, wo ein einzelner Vogel nordwärts flog. Am nächsten Morgen war sein Lager leer.
Sie verabschiedeten sich nicht. Solche Verbindungen enden nicht mit Worten – sie gehen in den Wurzeln weiter. Brugg kehrte zu seinen Höhlen zurück. Und Thalanor wandte sich nach Osten, durch Täler, die keine Namen mehr trugen, über windgepeitschte Hügel, hin zu jener Linie am Horizont, wo die Bäume aufhören – und das Meer beginnt.
Dort, wo der uralte Wald langsam ausdünnte und der salzige Wind durch junge Kiefern fuhr, fand er sie: eine verlassene Küste, wild und ungezähmt. Im Rücken das rauschende Grün, vor sich die endlose Weite des Ozeans. Kein Ort des Schutzes – aber ein Ort des Übergangs. Zwischen Tiefe und Freiheit. Wurzel und Wind. Erde und Horizont.
Die Lichtung lag erhöht auf einer Klippe, von der aus man bei Sonnenuntergang die Welt in Gold tauchen sah. Hier schlug Thalanor ein kleines Lager auf – und spürte zum ersten Mal: Hier endet das Wandern.
Er verbrachte drei Tage dort, schweigend. Am vierten Tag stellte er einen hölzernen Pflock in die Erde. Nicht als Zeichen des Besitzes – sondern als Anfang. Er flüsterte einen Namen, den er selbst nicht geplant hatte, der einfach kam, wie ein Windstoß zwischen den Bäumen:
Mornloth.
Ein Wort aus alter Zeit, zusammengesetzt aus:
„Morn“ – das sanfte Erwachen,
„Loth“ – das blühende Herz.
„Mornloth“ – das blühende Erwachen.
Zwischen Meer und Wald sollte eine Stadt entstehen – nicht aus Gier, nicht aus Herrschaft, sondern als Zuflucht für jene, die sich nicht beugen, sondern wachsen wollen. Nicht allein elfisch, nicht städtisch, nicht weltlich. Etwas Neues.
Keine Festung. Kein Palast.
Ein Zuhause.
Und während der Wind vom Meer kam und die Bäume hinter ihm rauschten, spürte Thalanor etwas, das er nie erwartet hatte: dass das, was er verloren hatte, nicht vergessen werden musste, um neu zu beginnen.
Nicht als Schatten eines alten Namens.
Sondern als Licht eines neuen Anfangs.
((Wie die Geschichte von Mornloth weiter geht werdet ihr in der Stadtvorstellung sehen))